Interview: DATA MESH - DEZENTRALITÄT mit Klaus Müller, Data Architect UBS AG

Herr Müller, Sie sprechen in Ihrem Vortrag über die Grenzen der Dezentralität. Wo liegen diese Grenzen?

Charakterisierend für den Data Mesh-Ansatz ist die Verteilung von Datenverantwortung über die Organisation, weg von einer zentralen Verantwortung. Damit einher geht auch die Verantwortung für das Design des eigenen Datenprodukts, d.h. des Inhalts und der Struktur der für andere Geschäftsdomänen bereitgestellte Daten. Im ihrem Buch „Data Mesh – Delivering Data-Driven Value at Scale“ stellt die Autorin dar, wie durch Nachfrage nach Datenprodukten ein Anreiz für die Geschäftsdomänen entsteht, diese Datenprodukte gut zu designen und bereitzustellen, ähnlich, wie das auf Verkaufsplattformen im Internet durch Ratings geschieht. Das wird meiner Einschätzung nach in einer Bank aufgrund ihrer mannigfaltigen regulatorischen Anforderungen nicht funktionieren. Ganz grundsätzlich hängt natürlich das Feststellen einer Begrenztheit von dem beabsichtigten Einsatz des Data Mesh ab: Im oben bezeichneten Buch ist die Rede von „Data Analytics“, die durch den Ansatz ermöglicht werden sollen. Je nachdem, wie man diesen Terminus versteht, kann es sich dabei um die gelegentlichen Analysen von Data Scientists handeln oder aber um den kaskadierenden Regelbetrieb, also die Integration der Systeme der Bank. Im ersteren Fall stellen regulatorische Anforderungen kein oder nur eine geringes Problem dar, im letzteren jedoch ein ernstes Problem, dem durch entsprechende (zentrale) Vorgaben (Governance) begegnet werden muss.


Wieso ist eine Interoperabilität notwendig?

Interoperabilität wird benötigt, damit die Daten der unterschiedlichen Geschäftsdomänen für Analysen miteinander kombinierbar sind. Mindestens sind dafür in der gesamten Organisation identische IDs für Kunden, Verträge, etc. nötig, die global referenziert werden können. Ich sehe darüber hinaus die Notwendigkeit, bei der Strukturierung der Datenprodukte der Geschäftsdomänen für Interoperabilität zu sorgen. Dies widerspricht zwar dem Geist des Data Mesh-Ansatzes insofern, als nach diesem Ansatz die Domänen die Verantwortung und die Freiheit über das Design ihrer Datenprodukte haben sollen. Dadurch dass die Daten für bestimmte Middle OfficeFunktionen wieder zusammengeführt werden müssen, muss diese Freiheit m.E. begrenzt werden.


Welche Rolle spielen Metadatendefinitionen?

Egal, welche Datenarchitektur ein Institut wählt: es ist von entscheidender Wichtigkeit zu wissen, mit welchen Daten man umgeht. Es ist ein wesentlicher Bestandteil des Data Mesh-Ansatzes, dass sich die Konsumenten der Daten über eine Selbstbedienungsplattform Zugriff auf die benötigten Daten verschaffen können. Für den Mesh-Ansatz mit seiner Self-Service-Plattform und seinem allgemein föderativen Ansatz ist die Notwendigkeit einer genauen Beschreibung der Dateninhalte, die Datenproduzenten zum Konsum anbieten, umso größer.